Ein solches Spektakel wird den modernsten Spezialeffekten eine Chance geben: Ein Vorsprung von der Größe unserer Erde, der durch ein Magnetfeld angehoben wird, dreht sich, biegt sich und fällt wieder auf die Oberfläche der Sonne. Das beeindruckende Video wurde vom japanischen Satelliten Hinode aufgenommen.




Sturm in der stillen Chromosphäre
Hinode bedeutet auf Japanisch "Sonnenaufgang", also ist dieses neueste Raumschiff der Namensgeber unserer Raketen aus den 1960er Jahren, die erstmals eine Besatzung von Astronauten in die Umlaufbahn brachten. Hinode ist auch ein Pionier auf seinem Gebiet. Ein im September 2006 gestarteter automatischer Satellit soll die Sonnenaktivität untersuchen: Manche Astronomen nennen ihn liebevoll "Solar Hubble". Das auf Hinode montierte optische Teleskop hat eine Auflösung von bis zu 0,2 Bogensekunden (zum Vergleich: ein menschliches Haar mit Entfernung in 100 m).
Im Januar dieses Jahres nahm Hinode ein atemberaubendes Video eines kolossalen Plasmaausstoßes auf, der durch die magnetische Störung der Sonne verursacht wurde (7,3 MB MOV-Video kann von der NASA-Website heruntergeladen werden). Laut Astronomen ist das Überraschendste daran nicht das Ausmaß des Geschehens, sondern der Ort des Geschehens. Der Sturm wurde in der Chromosphäre der Sonne aufgezeichnet, die bisher als sehr ruhige Region g alt. Bereits im 19. Jahrhundert entdeckten Wissenschaftler bei der Beobachtung von Sonnenfinsternissen aufgrund dieser ausgeprägten Farbe einen schmalen hellroten Bereich in der Atmosphäre eines Sterns, der als „Chromosphäre“bezeichnet wird. Anschließend stellte sich heraus, dass seine Farbe auf den überschüssigen Geh alt an heißem Wasserstoff zurückzuführen ist, der aktiv bei einer Wellenlänge von 6563 Angström emittiert. Als die Japaner also eine Sonde zur Sonne schickten, vergaßen sie nicht, sie mit einem speziellen Lichtfilter auszustatten, um mit dieser Strahlung zu arbeiten.
Das vom japanischen Gerät geöffnete Bild ist beeindruckend. Die Chromosphäre der Sonne selbst erscheint als flauschiger Teppich, und eine kolossale Prominenz aus glühendem Plasma erhebt sich darüber und schwankt langsam, als ob sie vom Wind bewegt würde. Aus der unteren Schicht, der Photosphäre, steigen und fallen riesige Nadeln, jede so groß wie Texas.
Bis jetzt bleibt der Ursprung der Sonnenprotuberanzen weitgehend ein Rätsel. Sie bilden sich bekanntlich unter dem Einfluss von Magnetfeldinstabilitäten in der Nähe von Sonnenflecken – aber trotz intensiver Suche kann niemand im Voraus vorhersagen, ob ein bestimmter Sonnenfleck Protuberanzen entwickeln wird oder nicht. Dieses Problem wird besonders akut mit der Ausweitung aktiver bemannter Flüge in den Weltraum. Menschen im Orbit können leicht Opfer der intensiven Strahlung und des hochenergetischen Teilchenbeschusses werden, die diese Anomalien abgeben. Genaue Vorhersagen der Sonnenaktivität sind daher von nahezu lebenswichtiger Bedeutung.
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