Ein künstlich synthetisiertes Enzym kehrt den Prozess um, durch den HIV sein genetisches Material in das Genom einer infizierten Zelle einfügt und seine Chromosomen von viraler DNA befreit.

Bei der Infektion menschlicher T-Lymphozyten wandelt das Immunschwächevirus sein Erbgut in doppelsträngige DNA um, die mithilfe des Enzyms Integrase in das Genom der Zielzelle eingebaut wird. Deutsche Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts und der Universität Hamburg haben vorgeschlagen, dass dieser Prozess mithilfe von Enzymen, die bakterielle DNA schneiden können, rückgängig gemacht werden kann.
Als Untersuchungsobjekt wählten die Autoren das Enzym Cre-Rekombinase, das zwei beliebige DNA-Abschnitte austauscht, deren Enden mit einer bestimmten Nukleotidsequenz namens loxP markiert sind. Es gibt keine loxP-Sequenzen im HIV-Genom, daher schufen die Wissenschaftler Hybride aus zwei DNA-Molekülen, die sie zur Auswahl mutierter Cre-Enzyme verwendeten, die eine erhöhte Fähigkeit zur Erkennung kombinierter DNA haben. Das daraus resultierende künstliche Enzym Tre-Rekombinase eliminierte HIV drei Monate lang vollständig aus einer menschlichen Kultur zervikaler Epithelzellen.
Damit war es erstmals möglich, HIV vollständig aus bereits ins Genom integrierten Zellen zu entfernen. Die Ergebnisse sind vielversprechend, aber die Wirksamkeit des langsam wirkenden Enzyms muss gegen echte HIV-Stämme getestet werden. Darüber hinaus ist es eine große Herausforderung, Methoden für die sichere und präzise Einführung des für das Enzym kodierenden Gens in infizierte Zellen zu entwickeln.
Die Autoren hoffen auch, einen Weg zu finden, ein therapeutisches Gen in infizierte T-Lymphozyten einzuführen, die inaktive Viruspartikel enth alten, die weder für antiretrovirale Medikamente noch für das körpereigene Immunsystem zugänglich sind.
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