Unbewusstes Leben: Freier Wille existiert nicht?

Unbewusstes Leben: Freier Wille existiert nicht?
Unbewusstes Leben: Freier Wille existiert nicht?
Anonim

Sogar Sekunden, bevor wir eine bewusste Entscheidung treffen, kann sie aufgrund unbewusster Gehirnaktivität vorhergesagt werden.

Unbewusstes Leben: Freier Wille existiert nicht?
Unbewusstes Leben: Freier Wille existiert nicht?

Viele Prozesse laufen in unserem Gehirn „automatisch“ab, ohne dass es der Aufmerksamkeit des Bewusstseins bedarf. Das schützt uns davor, mit vielen kleinen Routineaufgaben „überfordert“zu werden. Aber wenn es um wichtige Lebensentscheidungen geht, neigen wir dazu zu glauben, dass wir sie doch bewusst treffen. Aber diese Meinung nach jüngsten Studien europäischer Wissenschaftler kann in Frage gestellt werden.

In ihrem Experiment konnten Probanden einen der Knöpfe frei wählen - links oder rechts. Gleichzeitig musste sich der Proband an den Moment erinnern, als diese Entscheidung in seinem Kopf geboren wurde: Auf dem Bildschirm vor ihm leuchteten verschiedene Symbole mit einer bestimmten Periodizität auf und sie mussten behoben werden. Parallel dazu untersuchten Wissenschaftler mit einem Tomographen die Aktivität in verschiedenen Teilen des Gehirns. Zu jedermanns Überraschung stellten sie fest, dass es sogar wenige Sekunden vor einer bewussten Entscheidung möglich war, diese vorherzusagen.

Die Entdeckung wurde durch zwei Faktoren ermöglicht. Erstens haben die Forscher bisher nur darauf geachtet, was im Gehirn während der Entscheidungsfindung passiert (und dieser Zeitpunkt wird, wie wir sehen, eher spät bestimmt). Zweitens verwendeten die Wissenschaftler dieses Mal ein speziell entwickeltes Programm, das in der Lage war, Muster der Gehirnaktivität zu erkennen, die einer bewussten Entscheidungsfindung vorausgingen. Was im Kortex passierte, half den Wissenschaftlern zu „erraten“, welche Wahl der Freiwillige treffen würde, noch bevor sie es selbst wussten – in einigen Fällen betrug die Lücke bis zu 7 Sekunden!

Eine 100%ige Genauigkeit der Vorhersagen konnte nicht erreicht werden, aber die Häufigkeit der richtigen war deutlich höher als ein einfacher Zufall. All dies deutet darauf hin, dass jede bewusste Entscheidung im Voraus durch die unbewusste Arbeit des Gehirns vorbereitet wird. Damit stellt sich die Frage nach der Existenz des „freien Willens“: Immerhin lässt sich dieses Experiment so interpretieren, dass die Entscheidung bereits im Vorfeld, auf einer unbewussten Ebene, in unser Bewusstsein gelangt.

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Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft

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